Drüber reden hilft
Trauercafé und gemeinsames Frühstück – Angebote für
Hinterbliebene
Mit einem Hospiz verbinden viele zunächst einmal das Sterben.
Doch in den vergangenen Jahren ist auch die Situation der
Hinterbliebenen ein wichtiger Bestandteil der Hospizarbeit geworden.
„Der Bedarf der Trauernden, über ihre Gefühle zu reden, hat
zugenommen“, erklärt Petra Flake vom Hospizdienst Leintal. Dieser
hat wie viele andere Einrichtungen im Stadt- und Landkreis Heilbronn
reagiert und Angebote entwickelt. Das Frühstück für Trauernde
beispielsweise stößt auf große Nachfrage. „Seit drei Jahren bieten
wir in Schwaigern diese Möglichkeit zum ungezwungenen Austausch an“,
sagt Flake. In Heilbronn, Eppingen und Bad Friedrichshall öffnen
regelmäßig sogenannte Trauercafés ihre Türen. Auch dort kann jeder
über alles reden und findet Menschen, die zuhören. „Und in einem
Trauercafé braucht niemand das Gefühl zu haben, andere zu nerven“,
erklärt Christine Wagner vom ambulanten Hospizdienst Zabergäu.
Während diese offenen Angebote unverbindlich besucht werden
können, bedarf es für die zahlreichen Trauergruppen meist einer
Anmeldung. Dabei gibt es neben allgemeinen Gruppen für trauernde
Angehörige auch spezielle Angebote für verwaiste Kinder, für
Hinterbliebene nach dem Suizid eines Angehörigen oder für Eltern,
die um ihr Kind trauern.
Noch vor zehn Jahren war ein derart breites Hilfsspektrum in der
Region undenkbar. Doch die Zeiten haben sich geändert, sagt Manuela
Wacker vom kirchlichen ambulanten Hospizdienst Kraichgau: „Viele
sind nach dem Tod des Partners einfach sehr einsam. Die Kinder
wohnen oft weit weg oder haben keine Zeit. Nachbarn und Freunde
trauen sich auch heute noch nicht, auf die Trauernden zuzugehen.“
Oder sie seien hilflos und überfordert, ergänzt Hilde Göckle vom
ambulanten Hospizdienst Neuenstadt.
In den Cafés und Gesprächsgruppen finden Betroffene dagegen
Menschen, denen es ähnlich geht: „Es bilden sich auch neue Kontakte
und Freundschaften“, sagt Flake. Und so helfen die Angebote der
Hospizdienste, wieder Tritt zu fassen im eigenen Leben. Wobei
Trauerarbeit nicht erst mit dem Tod beginnen sollte, erklären
Michael und Annemarie Jung vom Hospiz der Gezeiten in Bad
Friedrichshall. „Schon das Abschiednehmen vom Sterbenden ist ein
wichtiger Teil des Trauerns“, sagt Annemarie Jung. „So vermeidet man
auch, sich hinterher Vorwürfe zu machen wie: Ach hätte ich doch…“
Aus diesem Grund gibt es auch Hospizangebote für all jene, die einen
geliebten Menschen verlieren werden, aber nicht allein in ihrer
Situation bleiben möchten.
Andreas Tschürtz - Heilbronner Stimme, 15. Oktober 2013,
Sonderbeilage "Zeit des Abschiednehmens"
INFO
In den Trauercafés arbeiten Ehrenamtliche, die eine Schulung zum
Trauerbegleiter gemacht haben. Während diese Tätigkeiten relativ gut
besetzt sind, suchen die Hospize und Hospizdienste in der Region
ständig Helfer für die Sterbebegleitung. Auch hier werden
Ehrenamtliche eingehend für die Arbeit geschult. Die Tätigkeit ist
nicht nur belastend, erklären Engagierte wie Lore Fahrbach von der
ökumenischen Hospizhilfe in Lauffen. „Man lernt sich selbst kennen,
und man lernt Demut.“ Zugleich erlebe man auch viel Dankbarkeit.
„Das entgegengebrachte Vertrauen, die Offenheit sind ein
Riesengeschenk“, beschreibt Petra Flake vom Hospizdienst Leintal
ihre Arbeit.
Offene Angebote für Trauernde im Überblick
Hospizdienst Bad Friedrichshall und Umgebung e.V.
Tel. 07136 964849, Trauergruppe jeden zweiten Dienstag im Monat von
18 bis 20 Uhr, Trauercafé jeden dritten Mittwoch im Monat von 15 bis
17 Uhr, Wandergruppe jeden vierten Mittwoch im Monat, Trauergruppe
für Eltern und Geschwister (Termine auf Nachfrage), Stammtisch für
Trauernde ein Mal im Monat (Termine auf Nachfrage)
Hospizdienst Leintal
Tel. 07138 973012, Frühstück für Trauernde samstags von 9 bis 11
Uhr, Katholische Kirche, Weststraße 7, Schwaigern. Nächste Termine:
19. Oktober, 16. November, 21. Dezember
Kirchlich ambulanter Hospizdienst Kraichgau
Tel. 0175 1932221, Trauercafé jeden ersten Sonntag im Monat im Ev.
Gemeindehaus, Kaiserstraße 3, Eppingen. Nächste Termine: 3.
November, 1. Dezember
Ökumenischer Hospizdienst Neckar, Kocher
Jagst e.V.
Tel. 07136 21207 oder 24681, Ökumenisches Trauercafé jeden ersten
Dienstag im Monat ab 15 Uhr im Gemeindehaus St. Barbara, Tulpenweg
11/1, Bad Friedrichshall-Kochendorf
Diakonisches Werk Heilbronn
Tel. 07131 964430/33, Trauercafé jeden ersten und dritten Sonntag im
Monat von 14.30 bis 17 Uhr im Diakonischen Werk, Schellengasse 9,
Heilbronn
Trauergruppen
Über das Landratsamt Heilbronn kann ein Flyer mit den Angeboten in
Stadt- und Landkreis bezogen werden. (Die
Liste der Hospiz- und Trauergruppen im Landkreis
Heilbronn steht auf der Seite des Landratsamtes zum Download bereit.
Die Adresse des Verzeichnisses ändert sich bei Aktualisierungen.
Gehen Sie einfach auf die Seite des
Landratsamtes und
geben dort in das Suchfeld "Hospiz" ein - ohne Anführungszeichen.)
In Hohenlohe kann man sich an die Diakonie und an Caritas wenden.
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